Gedichte und Geschichten zur Weihnachtszeit

kimimaus 04.12.2013, 09:43:37

Damit die Zeit nicht so trübe wird :wink:

Unerwünschte Weihnachtsgäste

Von Adelheid Fangrath

"Hast du Nüsse gefunden?", rief Tapsi aufgeregt. Pips wühlte gerade in einem riesigen Blätterhaufen zwischen moosbewachsenen Baumwurzeln. In diesem typischen Eichhörnchenversteck lagen bestimmt einige Nüsse und vielleicht sogar leckere Tannenzapfen. Aber je tiefer er grub, desto mehr sank seine Hoffnung.

"Nein, wieder nichts." Pips warf seiner kleinen Schwester einen kurzen Blick zu und sah, wie sich Tränen in ihren Augen sammelten. Ihr prächtiger Eichhörnchenschwanz schleifte traurig über den Waldboden, während sie verzweifelt im Blätterhaufen suchte.

"Da ist nichts", murmelte Pips müde. Sie suchten jetzt schon seit Stunden nach ihren Wintervorräten, aber vergebens. "Wir finden Mutters Verstecke niemals. Du weißt doch, sie sucht sich immer ungewöhnliche Orte aus, damit der gemeine Herr Specht nicht unser Essen findet und es uns klaut."

Mutter Eichhörnchen hatte im Herbst viele Winterlager mit leckeren Speisen wie Nüssen, Tannenzapfen, Pilzen und Körnern angelegt. Wie in jedem Jahr waren die Vorratskammern übervoll, weil es passieren konnte, dass Mutter Eichhörnchen nicht alle Verstecke wiederfand.

"Vielleicht erinnert sich Mutter heute wieder daran, wo sie die Vorräte versteckt hat." Tapsi sah ihren großen Bruder hoffnungsvoll an. Pips zuckte mit seinen Ohrpinselhaaren und schwieg. Mutter Eichhörnchen war auf der Flucht vor einem hungrigen Fuchs mit dem Kopf gegen einen dicken Ast geknallt. Ohnmächtig wäre sie dem Fuchs direkt vor die Füße gefallen, hätte Pips sie nicht in letzter Sekunde festgehalten. Seitdem lag ihre kranke Mutter zu Hause in ihrem Kobel und erinnerte sich nicht mehr an die Verstecke ihrer Vorratslager.

"Es ist besser, wenn wir Knospen und Baumrinde sammeln", entschied Pips tapfer. "Aber heute ist Heiligabend! Da sollen wir bittere Baumrinde knabbern?", heulte Tapsi auf. "Besser als hungern", knurrte Pips. Insgeheim freute er sich, dass er in der letzten Zeit Essen aufgespart hatte. Heute Abend konnte er seiner Schwester fünf Nüsse schenken.

Den restlichen Tag sammelten die beiden Eichhörnchenkinder trockene Baumknospen und bittere Baumrinde. Die Arbeit half ihnen, ihre traurigen Gedanken über das bevorstehende Weihnachtsfest zu vertreiben. Bei der Rückkehr in ihren Kobel erwartete die beiden aber schon die nächste unangenehme Überraschung.

Ihr sonst so geräumiges Zuhause war überfüllt mit fremden Eichhörnchen.

"Was ist hier los", knurrte Pips, der befürchtete, die Fremden wollten seine Familie aus ihrem Kobel vertreiben. "Ach, Kind, das sind unsere Gäste", erklärte Mutter Eichhörnchen mit schwacher Stimme. "Stellt euch vor, die Menschen haben die Familie entführt."

Ein großer grauhaariger Eichhörnchenjunge erzählte wütend die Geschichte. Seine Mutter, er und seine drei jüngeren Geschwister hatten friedlich in ihrem Kobel geschlafen. Plötzlich durchdrang ein mörderischer Krach die Stille des Waldes und ihr Baum erzitterte.

Vor Schreck hatte sich die Familie aneinander geklammert, und dann fiel einfach der Baum um. Als sie aus ihrem Kobel fliehen wollten, stellten sie fest, dass beide Ausgänge verschlossen waren. Erst nach langer Fahrt auf einem Menschenauto verrutschte der Baum, gab einen Ausgang wieder frei und die Familie konnte sich retten.

"Sobald wir diesen Wald sahen, sprangen wir von diesem stinkenden Menschending."

"Wir sind so dankbar, dass wir erst einmal bei euch wohnen dürfen", fügte die grauhaarige Eichhörnchenmutter hinzu. "Aber heute ist Weihnachten", empörte sich Pips. "Ein guter Tag, um Gäste aufzunehmen", bemerkte Mutter Eichhörnchen milde. "Bringt alles her, was ihr an Essen gefunden habt. Wir teilen gerecht mit unseren Besuchern."

Pips Gesicht wurde immer länger. Der grauhaarige Eichhörnchenjunge saß auf seiner Lieblingsmoosecke und nagte an der Baumrinde, die Pips und Tapsi zuvor mühsam zusammengesucht hatten. Aber es kam noch schlimmer. Als er seiner kleinen Schwester die aufgesparten Nüsse schenkte, bestand seine Mutter darauf, dass Tapsi jedem der Gästekinder ebenfalls eine Nuss gab.

"Das ist nicht fair", brüllte Pips seinen ganzen Kummer heraus. Wütend sprang er auf und verließ den Kobel. Er hasste diese Fremden aus ganzem Herzen. Zornig knurrend rannte er den Baumstamm hinunter und raste über den Waldboden. Nein, das Leben war nicht fair. In seiner Wut trat Pips mit aller Kraft gegen einen Baumstamm. Eine blöde Idee, nun tat ihm auch noch der Fuß weh.

"Reg dich ab, ich habe meine Nuss deiner Schwester gegeben." Der grauhaarige Eichhörnchenjunge war Pips gefolgt. "Und morgen bauen wir uns einen eigenen Kobel." Plötzlich schämt sich Pips. Die andere Familie hatte viel schlimmere Sorgen. Sie hatten kein Zuhause und keine Nahrung. "Es tut mir leid, was euch passiert ist", stammelte Pips verlegen. "Und entschuldige meinen Wutausbruch."

"Wir großen Brüder sorgen uns eben um unsere kleinen Geschwister." Der Eichhörnchenjunge zuckte mit seinen grauen Ohrpinselhaaren. "Ich heiße übrigens Squirrel." Er grinste. "Hilft es, gegen den Baum zu treten?" Bevor Pips ihn warnen konnte, trat Squirrel ebenfalls gegen die Baumrinde. "Aua, das tut weh!" "Ja, das ist eine blöde Idee."

Die beiden Eichhörnchenkinder sahen sich an und traten grinsend gemeinsam gegen die Baumrinde. Diese gab unter dem Ansturm nach, löste sich und schwebte wie ein Blatt im Wind zu Boden. Hinter dem gelösten Stückchen Baumrinde entdeckten die beiden Jungen ein riesiges Vorratslager mit Nüssen und Tannenzapfen. "Mutters Geheimversteck", stammelte Pips. Ohne Squirrels tatkräftige Hilfe hätte er es niemals gefunden.

Es muss wohl nicht mehr erwähnt werden, dass beide Eichhörnchenfamilien ein wundervolles Weihnachtsfest erlebten. Dank der Vorräte überstanden alle wohlgenährt den Winter. Aber den rothaarigen Pips und den grauhaarigen Squirrel verbindet seit diesem Weihnachtsabend eine lebenslange Freundschaft.

küchenchefin 04.12.2013, 10:24:30

Danke für die Geschichte!! Ich hab sie sehr gern gelesen und werde sie auch mit in die Kita nehmen. Ist gerade Thema in de Vorschule (Jahresthema)

kimimaus 04.12.2013, 14:22:21

Freut mich das es dir gefällt :wink:

Vielleicht finden die anderen auch noch was nettes L.G. Hanne

Kouka 04.12.2013, 16:07:04

Sehr berührend - Danke für die Geschichte

backfisch 04.12.2013, 16:12:25

Ich habe da auch noch was gefunden

Knecht Ruprechts Vorweihnacht

Von draust aus der Küche komm ich her;

ich muss euch sagen es weihnachtet sehr.

Allüberall auf den Keksbergspitzen

sah ich Vanillekipferln sitzen.

Und drunten aus dem Herdbackrohr

sah in großen Mengen der Christstolln hervor.

Und wie ich so streift durch den finsteren Gang

da rief meine Nase mich warnend an.

"Du Traummänlein!" rief sie, "alter Gesell,

hebe die Beine und spute dich schnell!

Die Stollen fangen sonst zu verkohlen an,

das Backrohrtor schnell aufgetan!"

Der Teig für die Kekse sollte nun

vor der Weiterverarbeitung etwas ruhn.

Und mag er sich widerspenstig gebärden

für Weihnachten muss alles fertig werden.